Es handelt sich um die „Villa Michelangelo“, über viele Jahrzehnte eine Art Kultstätte für Anhänger seines Schaffens. In diesem verschachtelten, aus Naturstein erbauten riesigen Anwesen soll Michelangelo, der geniale Schöpfer weltberühmter Werke, häufig in einer Fensteröffnung gehockt und fast bewegungslos in die Landschaft gestarrt haben. Gab es einen besonderen Grund dafür? Klar, das ich das nachvollziehen wollte.
Der Blick über die satt grünen Hügel, auf Weinberge, uralte Zypressen und knorrige Zitrusbäume berauscht tatsächlich. Womöglich liegt es an der Klarheit der Luft, an den ungewöhnlich intensiven Farben, oder an den Sonnenstrahlen, die sanft zu flirren
beginnen, sobald eine Wolke heransegelt, um sie kurz zu verdecken. Das hat durchaus
eine hypnotische Wirkung.
Dieser Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni, wie er vollständig hieß, gilt nicht von ungefähr als der bedeutendste Künstler dieser Epochen in und nach der Hochrenaissance. Er war Maler und Bildhauer, Architekt und Dichter. Er schuf die weltberühmte sixtinische Kapelle (das zweite Foto von oben zeigt die Decke, das Foto darunter als Ausschnitt die Erschaffung Adams). Die sagenumwobene Statue des gehörnten Moses in der römischen Kirche San Pietro in Vincoli ist ein weiterer Beweis für sein Universalgenie. Ein Porträt des Malers Daniele da Volterra zeichnet Michelangelo als bärtigen, ein wenig grimmig blickenden Mann mit schmalem Gesicht. Mit 74 Jahren kaufte er dieses Haus (im Jahr 1549). Nach seinem Tod am 18. Februar 1564 gehörte es noch 300 Jahre lang zum Besitz seiner Nachkommen.
Längst befindet sich die Villa mit 1200 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche und
2,5 Hektar Grundstück in Privatbesitz. Doch der Besitzer will sich davon trennen – ein Makler bietet das außergewöhnliche und rundum restaurierte Anwesen für
7,5 Millionen Euro an. Im Kaufpreis enthalten: Eine von Michelangelo unterschriebene Urkunde, die ihn als Besitzer ausweist.